Wohnungsleerstand in Syke

Die hier abgebildete Wohnanlage an der Berliner Straße/Lindhofhöhe wurde 1973 gebaut. In ihren frühen Jahren gehörte sie dem gemeinnützigen Wohnungsbauunternehmen Neue Heimat. Wie auf Luftbildern zu erkennen, handelt es sich um eine ursprünglich gut geplante Anlage mit locker angeordneten Gebäuden und großzügigen Grünanlagen dazwischen.

Später wechselte die Anlage mehrfach die Eigentümer, bis sie Ende 2018 in den Immobilienbestand des Immobilienfonds „UniImmo: Wohnen ZBI“ gelangte (dazu unten mehr).

Die Jahresberichte dieses Immobilienfonds können von seiner Website heruntergeladen werden. Sie enthalten ein detailliertes Immobilienverzeichnis, in dem die Wohnanlage unter dem Stichwort „Syke“ leicht auffindbar ist.
Wer die Jahresberichte studiert, erkennt: Ab der Übernahme durch den Fonds ist der Wohnungsleerstand kontinuierlich angestiegen – von anfänglich 6,5 % (2019) auf inzwischen über 31 % (Stand Sept. 2023). Nach unserer Zählung hat die Anlage insgesamt 176 Wohnungen. Das wären somit 54 Wohnungen, die dauerhaft leerstehen.

Verwaltet werden die Wohnungen von der ZBVV – Zentral Boden Vermietung und Verwaltung GmbH, einer Tochter der Fondgesellschaft Union Investment (s.u.). Wie in verschiedenen Bewertungsportalen und Presseartikeln nachzulesen, hat sich die ZBVV deutschlandweit und darüber hinaus einen sehr schlechten Ruf erarbeitet. Gut zusammengefasst wird das z.B. in diesem NDR-Fernsehbeitrag von 8 Minuten Dauer.

Auf den enormen Leerstand hat die Ratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen die Syker Verwaltung und Politik seit Jahren mehrfach hingewiesen. Die Stadt sieht nach eigener Aussage aber keine Möglichkeit, gegen die Situation vorzugehen.

Da war die politische Diskussion in Diepholz, wo es ebenfalls ZBI-Immobilien mit hohem Leerstand gibt, letztes Jahr schon einen Schritt weiter. Aber auch hier sah eine Ratsmehrheit letztlich keinen Handlungsbedarf.

Dass es auch anders geht, zeigt ein Beispiel aus Bremen: Dort kaufte Ende 2023 die weitgehend stadteigene Wohnungsgesellschaft Gewoba der ZBI (Zentral Boden Immobilien Gruppe) ein marodes Hochhaus in Tenever ab, das bis dahin zum Bestand desselben Fonds gehörte. Die Bürgerschaft hatte vorher ein städtisches Vorkaufsrecht für diesen Bereich beschlossen.

Soweit wir es ersehen können, gehört die ZBI-Gruppe weitgehend der Union Investment, der Fondgesellschaft der DZ Bank. Die DZ Bank wiederum ist lt. Eigendarstellung die zweitgrößte Bank Deutschlands und „das Spitzeninstitut der Genossenschaftlichen FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken und Zentralbank für die mehr als 700 Genossenschaftsbanken in Deutschland“.

D.h. die Wohnanlage an der Berliner Straße gehört letztlich einem Unternehmen, das die Volks- und Genossenschaftsbanken Deutschlands vertritt und auf seiner Website schreibt: „Verantwortungsbewusstes Handeln ist ein zentraler Antrieb für uns.“ Trotzdem stehen hier seit Jahren über 50 Wohnungen im „bezahlbaren“ Preissegment leer. Wobei das nur ein Fall von vielen in ganz Deutschland ist.

Wenn gleichzeitig in Syke, wie fast überall, händeringend bezahlbarer Wohnraum gesucht wird, ist das ein Riesenskandal.

Statt nun über Lösungen nachzudenken, wie man diese Wohnungen zurück auf den Markt bringen kann, bemüht man sich in Syke lieber, gleich gegenüber die Bebauung eines gesetzlich geschützten Biotops durchzusetzen. Zu dem Zweck wird vor allem mit dem vagen Versprechen auf bezahlbaren Wohnraum argumentiert.

Dabei würden Sanierung und Neuvermietung der leerstehenden Wohnungen anstelle von Neubau das Klima schonen, denn Bauen gehört zu den klimaschädlichsten Aktivitäten überhaupt. Außerdem würde es helfen, den Flächenverbrauch zu senken, was wiederum dem Natur- und Artenschutz nützt. Ganz besonders gilt das natürlich für ökologisch wertvolle Flächen wie artenreiche Wiesen. Die Vernichtung solcher wichtigen Lebensräume für Insekten, Vögel und andere Tiere trägt zum Artensterben bei. (Wer viel Lesezeit hat, findet hier einen interessanten Beitrag zum Thema Bauen und Klima- bzw. Artenschutz.)

Unsere Fraktion wird sich weiterhin dafür einsetzen, dass diese (und andere) Wohnungen endlich saniert und vermietet werden und am besten die ganze Anlage in bessere Hände kommt – damit Menschen eine gute Wohnung finden können, ohne dass die Tier- und Pflanzenwelt ihre letzten Lebensräume verliert.