Wie geht es weiter mit dem Hallenbadareal?

Sommerwiese am Hallenbad
Das Hallenbadareal im Juli 2023 - Bild: Inga-Brita Thiele

Im Ausschuss für Umwelt und Bauen (UmBau) am 01.02.2024 stand der Bebauungsplan Hallenbadareal zum ersten Mal seit Langem wieder auf der Tagesordnung. Konkret sollte es um die Unterschriftensammlung gehen, mit der NABU, BUND und Klima-Aktions-Bündnis zum Schutz des Biotops am Hallenbad aufgerufen haben.

Allerdings befasste sich die Beschlussvorlage der Stadtverwaltung mit keinem Wort mit dieser Petition, sondern empfahl nur – ohne jede Begründung – diese abzulehnen und mit der Planung des Baugebiets fortzufahren.

Das in der Vorlage dargestellte Luftbild zeigt die jetzt noch beplante Fläche im Vergleich zum ursprünglichen Planentwurf von 2019.
Es zeigt einerseits, wie erfolgreich die Naturschützer*innen und engagierten Bürger*innen mit ihrem Einsatz schon waren:
Nach dem derzeitigen Stand bliebe das Birkenwäldchen erhalten, das den stimmungsvollen historischen Hohlweg von der zukünftigen Bebauung abschirmt. Dieser Bereich ist gleichzeitig Lebensraum gefährdeter Tierarten wie der Ringelnatter und des Blauen Ordensbands.

Andererseits verschweigt das Bild Folgendes:
Nach der derzeitigen Planung würde nicht nur der größte Teil der Wiese durch die Bebauung zerstört. Zusätzlich soll nämlich auf dem tiefer gelegenen Teil der Wiese, vor den Fenstern des Hallenbads, ein Regenrückhaltebecken entstehen. Um es herum wird eine 5 m breite befestigte Rettungszufahrt führen.
So würde praktisch der gesamte Wiesenbereich zerstört und damit auch der gesamte Lebensraum der vielen gefährdeten Wieseninsekten, die hier vorkommen – u.a. Schmetterlingsarten wie das Ampfer-Grünwidderchen und der Kleine Sonnenröschen-Bläuling und Wildbienenarten wie die Braunbürstige Hosenbiene und die Rainfarn-Herbstsandbiene.

Diese Planung widerspricht der Empfehlung des Schmetterlingsgutachtens von 2021, das hier 223 Schmetterlingsarten nachgewiesen hat:
„Zum Schutz dieser teils besonders geschützten Schmetterlingsarten sollten die Offenlandbereiche in ihrer Gesamtheit erhalten werden, denn eine Verkleinerung eines ohnehin nicht großen Lebensraumes hat auch eine Verkleinerung der hier lebenden Populationen, eine genetische Verarmung und schließlich oft ein Aussterben der Populationen zur Folge.“

Ampfer-Grünwidderchen
Ampfer-Grünwidderchen auf dem Hallenbadareal 2023 – Bild: Inga-Brita Thiele

Auch diese beiden auf dem Hallenbadareal fotografierten Wildbienenarten stehen deutschlandweit auf der Vorwarnliste: s. hier und hier.

Ein Bebauungshindernis wird in der Beschlussvorlage überhaupt nicht erwähnt:
Als „mesophiles Grünland“ ist die geplante Baufläche seit Anfang 2021 ein geschütztes Biotop im Sinne von §30 Bundesnaturschutzgesetz. Um dieses Biotop zu zerstören, müsste zuerst einmal die Untere Naturschutzbehörde beim Landkreis eine Ausnahmegenehmigung geben. Dazu braucht es eine sehr gute Begründung, die momentan nicht ersichtlich ist, s.u.

Was nämlich aus der Beschlussvorlage hervorgeht: Einen erwähnenswerten Gewinn könnte die Stadt mit dem Baugebiet erst ab Grundstückspreisen von 320 €/m2 erzielen. Das verträgt sich aber nicht mit der Erwartung, dass hier vor allem „bezahlbarer“ Wohnraum entstehen soll (während auf der anderen Straßenseite weiterhin rund 50 „bezahlbare“ Wohnungen leerstehen).
In absehbarer Zeit wird hier sowieso kein bezahlbarer Wohnraum entstehen, denn angesichts der schwächelnden Bauland-Nachfrage will die Stadt das Gebiet lt. Vorlage gar nicht zeitnah erschließen. Dabei ist auch zu bedenken, dass an anderen Stellen des Stadtgebiets, wie westlich der Kieler Straße in Barrien und auf der Heiligenfelder Kämpe, längst beschlossene Baugebiete noch vor der Erschließung stehen.

Aus all diesen Gründen haben wir, ebenso wie ein Teil der FWG-Fraktion, im Ausschuss hinterfragt, warum hier in Zeiten des großen Artensterbens ein Biotop zerstört werden soll, obwohl die Stadt damit weder Geld verdienen noch in näherer Zeit bezahlbaren Wohnraum schaffen wird. Überzeugende Antworten auf diese Frage bekamen wir nicht. Trotzdem stimmte der Ausschuss mit 5:2 dafür, das Verfahren weiter voranzutreiben. Wenn der Rat sich dem anschließt, wird das Bauleitplanverfahren also in die nächste Runde gehen.

Es bleibt noch ein langer Weg, um dieses Stück Natur für die Tierwelt und die Syker Bürger*innen zu retten.

Ein Stück bunte Wiese mit dem künstlerisch gestalteten Stromkasten oberhalb des Hallenbads Syke.
Wiese am Hallenbad Syke im Juli 2023